Ein Bericht von „Die Region macht Schule“ (Bericht als PDF)
Nachdem die Berufsinformationsnachmittage der Sekundarschule Laufental letztes Jahr dem Corona-Virus zum Opfer gefallen waren, fand der sowohl bei den Schülerinnen und Schülern als auch bei den Vertretern aus der Wirtschaft so beliebte Anlass in diesem Jahr wieder statt. Von Mathias Kressig.
An drei Nachmittagen kamen Ende November Referenten aus der Berufswelt nach Laufen und stellten dabei 48 verschiedene Berufe vor. Insgesamt neun Präsentationen durften die Jugendlichen der achten Klassen aus Laufen und Zwingen beiwohnen. Die Referenten sprachen über die Sonnen- und Schattenseiten des Berufs, die Ausbildungsdauer und Weiterbildungsmöglichkeiten. Daneben betonten sie verschiedene Soft Skills, die von immer grösser werdender Bedeutung sind. Unternehmen fordern nicht nur Hard Skills wie gute Noten, sondern ebenso wichtige Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Motivation und eine strukturierte Arbeitsweise.
«Man muss offen, kommunikativ, freundlich und pünktlich sein. Es ist ein Vorteil, wenn man sich mit den Kunden gut verständigen kann. Entsprechend ist das Zwischenmenschliche sehr bedeutend. Wichtig ist, dass man Ideen hat und auf jeden Kunden individuell eingehen kann», erzählt Alina Buser, die das Berufsfeld Schönheit repräsentierte und den Beruf der Coiffeuse/des Coiffeurs vorstellte. Deshalb seien bei der Vergabe von Lehrstellen weder das besuchte Niveau noch einzelne Fächer in erster Linie ausschlaggebend. Vielmehr legten die Betriebe Wert auf die Soft Skills und beachteten die Absenzen, fügt Buser an. Jan Roth, der unter anderem den Beruf des Zimmermanns vorstellte, betonte die Wichtigkeit von Teamarbeit. «Jeder muss heute in der Arbeitswelt mitanpacken. Deshalb ist es elementar, selbstständig zu sein. Die Lehrlinge müssen lernen, die Arbeit zu sehen und nicht immer erst auf Anweisung des Lehrmeisters zu handeln.»
Der Bedeutung der Soft Skills sind sich auch die Jugendlichen der Klasse 2EeL nach den drei Nachmittagen bewusst. In vielen Berufen müsse man teamfähig sein und eine gute Ausdauer haben, sagt Fiona. «Im Verkauf sind Freundlichkeit, Höflichkeit und Geduld wichtige Eigenschaften, die man mitbringen muss», sagt Vanessa. Selbstständigkeit und Pünktlichkeit werde überall gross geschrieben, fügt sie an. Auch Zinedine führt über ein Dutzend Schlüsselkompetenzen an, auf die Lehrbetriebe Wert legen. Unter anderem verweist er darauf, dass man je nach Beruf schwindelfrei sein muss oder dass einem das Wetter nichts ausmachen darf. Viele Referenten betonten, dass es je nach Jahreszeit draussen ungemütlich werden könne. Man sitze im Berufsleben nicht mehr den ganzen Tag im geheizten Klassenzimmer. Dies sei für viele Lehrlinge eine Umstellung, genauso wie die Tatsache, dass man bis zu acht Stunden pro Tag stehen müsse. Bei handwerklichen Berufen seien Kraft und Ausdauer wichtige Soft Skills. Weitere Jugendliche erzählen, dass man im Gastgewerbe selbstbewusst sein müsse. Im Bereich der Gesundheitsberufe sind Empathie und gute Menschenkenntnisse Grundvoraussetzungen, bei planerischen Jobs ein gutes Vorstellungsvermögen. Was fast alle Jugendlichen letztlich betonen: Es geht nichts über Leidenschaft und Freude an der Arbeit.
Soft Skills immer wichtiger
Diesen Voten pflichten die Organisatoren der Berufspräsentationsnachmittage bei. «Bereits in der siebten Klasse habe ich mit meiner Klasse intensiv mit der Berufswahl begonnen und meine Schülerinnen und Schüler haben sich damit auseinandergesetzt, wie sie mit den Schlüsselqualifikationen umgehen. Ich sehe meine Aufgabe dabei darin, den Jugendlichen den Umgang mit den Soft Skills in Bezug auf ihre Berufswahl nahezubringen», sagt Lehrerin Stefanie Rudel. Ähnlich sieht es Stefan Moser. «Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Organisationsfähigkeit gehören für mich im Schulalltag zu den wichtigsten Soft Skills. Täglich trainieren wir im Unterricht diese Fähigkeiten im Hinblick auf den Berufswahl-und Bewerbungsprozess. Pünktlich zum Lektionsbeginn mit dem benötigten Schul- und Unterrichtsmaterial und den erledigten Hausaufgaben im Schulzimmer zu erscheinen, ist für viele Schülerinnen und Schüler noch eine echte Herausforderung», sagt der Klassenlehrer einer neuen siebten Klasse. Schlüsselqualifikationen, oder eben Soft Skills, seien für den Berufseinstieg immer wichtiger geworden, sagt auch Dora Brunner. Diese Aussage höre sie oft im Gespräch mit verschiedenen Ausbildnern. «Die Schülerinnen und Schüler auch in dieser Hinsicht zu fördern, sehe ich als wichtige Aufgabe in der Schule und im Elternhaus.»
Statements der Schülerinnen und Schüler
Auch im LIFT-Modulunterricht werden diese Schlüsselkompetenzen immer wieder angesprochen. Entsprechend weist Lehrerin Jenny Baumgartner die Jugendlichen darauf hin, was während des Berufswahlprozesses wichtig ist. Dies zeigt sich in den folgenden Statements der Schülerinnen und Schüler.
Nikola: «Wir haben gelernt, wie man sich gegenüber Erwachsenen verhält, dass man die Leute grüssen und ihnen dabei in die Augen schauen soll. Oder wenn jemand viele Sachen trägt und durch die Tür gehen will, dass man hilft und die Türe aufhält.»
Nevio: «Wenn ich in einem Betrieb anrufe, notiere ich mir den Namen der Person, damit ich die Person mit dem Namen verabschieden kann. So hat man schon einen guten Eindruck hinterlassen.»
Emily: «Wir haben gelernt, dass man auch Personen, die man nicht kennt, grüsst, die Türe aufhält und wenn jemandem etwas runterfällt, dass man es dann aufhebt.» Yll: «Die Vorstellungen, was wir gerne nach der Schule machen würden, haben sich bei einigen bereits verändert, da wir unsere Zukunftspläne mit unseren Stärken, Schwächen und Werten verglichen und gesehen haben, dass dies teils gar nicht zusammenpasst.»
Hüsseyin: «Wir haben uns intensiv mit Stärken und Schwächen auseinandergesetzt und jetzt kenne ich meine. Zudem weiss ich, dass es ganz normal ist, Schwächen zu haben und dass man diese bei der Lehrstellensuche kennen sollte.»
Yasmin: «Werte sind Charaktereigenschaften und Qualitäten, welche uns wichtig sind und nach denen wir leben. Ich habe gelernt, dass Werte wichtiger sind als ich gedacht habe. Mir wichtige Werte sind Gesundheit, Zuverlässigkeit, Loyalität, Toleranz und Akzeptanz.»