Bericht aus dem Wochenblatt (als PDF)
Bevölkerung und Wirtschaft im Laufental und Schwarzbubenland leiden unter immer mehr Staustunden. Die dringend nötige Entlastung würde eine Berücksichtigung der N18 im Nationalstrassen-Entwicklungsprogramm bringen. Zu diesem Zweck bündelt das Komitee N18 Basel–Jura die Kräfte in der Region, um in Bundesbern Gehör zu finden.
Die Verkehrssituation im Laufental stösst je länger je mehr an ihre Grenzen: Während die Einwohnerzahlen zunehmen und die Wirtschaft wächst, stecken immer mehr Pendlerinnen und Pendler, Dienstleister, Transportunternehmen und weitere Reisende täglich im Stau. Die Wirtschaft verliert mit jeder Minute, die sie unnötig auf der Strasse verbringt, Geld. Herrscht dichter Verkehr und es ereignet sich ein Unfall, geht gar nichts mehr. Der beherzte Einsatz für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur der Region ist so alt wie die Problematik selber. Nun hat sich neu ein Komitee mit Mitgliedern aus der ganzen Nordwestschweiz formiert, dass sich dafür einsetzt, dass die N18 zwischen Basel und Delémont ins Nationalstrassen-Entwicklungsprogramm aufgenommen wird.
Konkret sollen die Engpässe beim Angenstein zwischen Aesch und dem Eggfluetunnel, die Ortsdurchfahrt Zwingen-Laufen sowie die Durchfahrt Delémont zwischen dem Autobahnanschluss Delémont-Est und dem Ortsende behoben werden. Ziel ist es, ins Entwicklungsprogramm Step 2022 Projektstudien zu integrieren sowie in der Folge Realisierungskredite für das Programm Step 2026.
«Um das Entwicklungspotenzial des Laufentals nachhaltig zu nutzen, brauchen wir eine bessere Erreichbarkeit auf Strasse und Schiene.»
Martin Dätwyler, Landrat FDP BL, Direktor Handelskammer beider Basel
Weniger Durchgangsverkehr
«Im 2020 wurden über 700 Staustunden gemessen – mit entsprechenden volkswirtschaftlichen Folgen», erläuterte Landrat Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel, anlässlich einer Medienfahrt des Komitees. Damit eine Entlastung erreicht werden kann, müssen die Engpässe zwischen Basel und Delémont endlich beseitigt werden und die Nationalstrasse dürfe nicht durch die Dörfer Laufen und Zwingen geführt werden, begründet Landrat Franz Meyer sein Engagement im Komitee. Unter den Engpässen auf der N18 leidet auch das Schwarzbubenland. «Die Bevölkerung steigt kontinuierlich an und somit auch der Verkehr. Es ist dringend nötig, dass das überlastete Strassennetz effizient ausgebaut wird, damit die betroffenen Gemeinden vom Durchgangsverkehr entlastet werden», sagt Komitee-Mitglied und Kantonsrat David Häner.
«Damit sich das Laufental als Arbeits-, Wohnund Freizeitregion weiterentwickeln kann, braucht es eine zeitgerechte und sichere Verkehrserschliessung.»
Franz Meyer, Landrat Die Mitte BL
Nationale Bedeutung
Neu ist der Bund für den Betrieb, den Unterhalt und den Ausbau der Nationalstrassen zuständig. Die N18 verbindet die Agglomeration Basel mit dem Jura und schliesst das Laufental, das Schwarzbubenland und die Region Delémont an die Wirtschaftsregion Basel sowie ans Mittelland an. «Die N18 ist nicht nur für die Region eine wichtige Verkehrsachse. Wenn die Engpässe behoben und die Sicherheit erhöht werden, verbessert sich die Funktionalität des gesamten Schweizer Strassennetzes», sagt Martin Dätwyler. Weil die weiteren nationalen Ausbauschritte in den kommenden Wochen geplant und in Vernehmlassung gegeben werden, kommen die Forderungen des Komitees N18 Basel–Jura in Richtung Bern zum richtigen Zeitpunkt. Neben zahlreichen National-, Land-, Gross- und Kantonsräten sind dem Komitee auch mehrere Gemeinden und Wirtschaftsverbände beigetreten.
«Mir liegt die Region, Bevölkerung und Wirtschaft am Herzen. Ein Ausbau wirkt sich positiv auf alle drei Bereiche aus.»
David Häner, Kantonsrat FDP SO, Gemeinderat Breitenbach
Doppelspurausbau hat wieder Fahrt aufgenommen
Die Taktverdichtung zwischen Laufen und Basel soll endlich Realität werden. Grundlage hierfür ist der Bau der zweiten Spur zwischen Grellingen und Duggingen. Gemäss aktueller Planung soll der Betrieb im Dezember 2025 aufgenommen werden.
Vier Bahnkilometer halten die regionale Politik und Wirtschaft seit über 30 Jahren gehörig auf Trab. «Erstmals angedacht war der Doppelspurausbau zwischen Duggingen und Grellingen im Rahmen des Projekts «Bahn 2000». Das war im Jahr 1987», blickt Franz Meyer zurück. Der Landrat aus Grellingen ist eine treibende Kraft für die Verbesserung der Verkehrssituation des Laufentals.
Da die Bahnstrecke Delémont–Laufen–Basel grösstenteils einspurig ist, verkehrt die S-Bahn zwischen Basel und Laufen nur im Halbstundentakt, zwischen Basel und Delémont im Stundentakt. Ebenfalls einmal stündlich nutzen Fernverkehrszüge von Basel nach Biel die Linie. Die Nachfrage macht eine Taktverdichtung schon seit langem erforderlich, aufgrund mangelnder Kreuzungsmöglichkeiten ist diese aber nicht realisierbar. Deswegen engagieren sich die regionale Politik und Wirtschaft – namentlich auch die Promotion Laufental – seit Jahren intensiv für die Doppelspur. Eine Hiobsbotschaft erfuhren die Bestrebungen 2020: Die SBB teilte mit, dass sich die Realisierung des Projekts um zwei Jahre verzögern werde aufgrund fehlender Kapazitäten im Bahnhof Basel und zusätzlicher Planungsarbeiten. Mittlerweile ist man wieder auf Kurs: Seit Mitte November ist in den betroffenen Gemeinden das Bauprojekt zur öffentlichen Einsicht aufgelegt. Im Frühling 2023 ist der Baustart angedacht, so dass im Dezember 2025 die Doppelspur in Betrieb gehen kann. Die Bauphase beinhaltet aber einen Wermutstropfen: 2025 ist eine fünfmonatige Totalsperrung der Bahnstrecke zwischen Grellingen und Duggingen vorgesehen. «Eine Sperrung wird sich wohl nicht vermeiden lassen», sagt Franz Meyer, der sich im Dialog mit der Projektleitung befindet. «Wir werden aber alles daransetzen, dass diese so kurz wie möglich ausfällt und der Bus-Ersatzverkehr reibungslos funktioniert», so Meyer. Angesichts dessen, wie voll die N18 jeweils zu den Stosszeiten ist, ist nur schwer vorstellbar, dass ein pünktlicher Bustransfer angeboten werden kann.
Meine Meinung
Nach 10-jähriger Arbeit hatte das damalige Komitee «Pro Bundesstrasse Basel–Jura» sein Ziel erreicht: 2012 beschlossen die eidgenössischen Räte die Aufnahme der H18 ins Nationalstrassennetz. Die daran gekoppelte Finanzierung (Vignettenabstimmung) scheiterte. Statt 2015 erfolgte die Übernahme durch den Bund erst 2020. Das Laufental und das Schwarzbubenland sind Wachstumsregionen. Im Laufental liegt das Bevölkerungswachstum seit 2000 mit 16,7% deutlich über dem Kantonsmittel. Diese Entwicklung wird in den nächsten Jahren noch verstärkt durch die Realisierung grosser Wohnbauprojekte mit starken Auswirkungen auf den Verkehr. Gut, dass ein neues Komitee Basel–Jura wieder aktiv wird und höchste Zeit, die schon lange anstehenden Probleme konkret anzugehen, damit die Strecke Basel–Jura ihrer nationalen Bedeutung gerecht wird. Die Nordwestschweiz ist gefordert. Wir stehen im gesamtschweizerischen Wettbewerb um die Zuteilung der Gelder. Nur ein gemeinsames, engagiertes Handeln führt zum Erfolg.